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Peter Griebl: Pionier der Energiewende

Veröffentlicht am 27.05.2021 in Features

Peter Griebl

Peter Griebl, Jahrgang 1946 und seit 40 Jahren SPD-Mitglied, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit erneuerbaren Energien und dem Klimaschutz. Unter anderem hat er 1994 bereits drei Windräder auf der Hornisgrinde aufgestellt sowie Photovoltaikanlagen. Griebl war Vorsitzender der Windkraftverbände Baden-Württemberg, hat 1994 auch den Verein REM gegründet, dessen Vorsitzender er acht Jahre lang war, und nicht zuletzt war er aktiv in der Tschernobylhilfe. In Kiewer Krankenhäusern hat er sich besonders für die Pflege von Kindern eingesetzt, hat Lebensmittel, Geräte und Medikamente gekauft und nach Kiew geschickt. Für diesen Einsatz wurde Peter Griebl mit dem Tschernobylkreuz des ukrainischen Staates ausgezeichnet. „Es war wichtig, mit eigenen Augen zu sehen, was Atomkraft anrichtet“, sagt Griebl im Gespräch mit dem Roten Ortenauer.

Sie haben drei Windräder auf der Hornisgrinde errichtet sowie sich für den Einsatz von Photovoltaikanlagen eingesetzt. Das war sicher nicht einfach.

Griebl: Das war schon vor 25, 30 Jahren so, dass sich die SPD da engagiert hat. Mit Harald B. Schäfer und Hermann Scheer. Man hat mich auch immer um Rat gefragt, wenn es Probleme gab. Harald B. Schäfer hat uns damals als Umweltminister sehr unterstützt.

 

Drei Windräder sind nicht gerade viel, wenn man eine Energiewende möchte.

Griebl: Ich hatte einen Windpark geplant, doch ich war dann sehr enttäuscht über die vielen Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren. Damals war ich allerdings froh, dass überhaupt jemand was machte. Sie geben Strom für 6000 Menschen in drei Gemeinden.

 

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen?

Griebl: Ich hatte viel in Afrika zu tun, habe in Ägypten den Weinbau modernisiert und damals in Kairo die Luftverschmutzung miterlebt, wie das Leitungswasser als braune Brühe aus den Rohren kam. Als dann bei uns das Thema Luftverschmutzung aktuell wurde, war ich mir sicher, da müssen wir was tun. Deshalb habe ich mich für erneuerbare Energien und Klimaschutz stark gemacht.

 

Sie machen das aber nicht allein?

Griebl: Ich habe meine Söhne gleich mit einbezogen, damit sie lernen.

 

Und so kam es dann zu den Photovoltaikanlagen und den Windmühlen auf der Hornisgrinde?

Griebl: Die Genehmigung kam nach zwei Jahren. Das lief ganz erfreulich, und der Standort entpuppte sich als besser als gedacht. Der Wind kommt von allen Seiten. Jeder Meter mehr an Windgeschwindigkeit bedeutet gleich eine Verdoppelung des Stromertrags. Deshalb ist es wichtig, dass die Mühlen freistehen. Wir haben dort oben eine Situation ähnlich wie auf Helgoland.

 

Sie haben gesagt, Sie wünschten sich mehr Unterstützung durch die SPD, was meinten Sie damit?

Griebl: Von der SPD und der Politik erwarten wir tatkräftige Unterstützung, dass man zeigt, man steht dahinter. Gerade jetzt, wo die Frage des Klimawandels immer drängender wird. Billigeren Storm als Windstrom gib es gar nicht.

Matthias Griebl: Die ersten drei Windräder waren maßgeblich, denn da hatten wir die Unterstützung von Harald B. Schäfer. Sonst wäre das nicht zustande gekommen. Die Hornisgrinde ist ein idealer Standort, aber auch sensibel. Deswegen spielt die Politik eine wichtige Rolle. Neben den sachlichen Aspekten.

 

Als die wären?

Griebl: Die Erschließungsstraßen.

 

Die SPD ist aber nicht in der Landesregierung, ihre Möglichkeiten sind begrenzt.

Griebl: Die Abgeordneten könnten aber die grüne Landesregierung darauf hinweisen, dass deren hehre Ziele auch eingehalten werden. Damals haben wir zehn Prozent des Stroms aus Windkraft gewonnen. Ich wünsche mir, dass statt der Luftschlösser mal was umgesetzt wird, dass was passiert und nicht nur geredet wird.

 

Der Naturschutz spielt ja eine große Rolle bei diesen Genehmigungsverfahren. Aber wird da nicht auch viel übertrieben und ideologisiert?

Griebl: Der Schutz des Auerhahns, der Artenschutz, ist wichtig, das stellen wir nicht infrage. Durch Ausgleichsmaßnahmen haben sich die Bestände verbessert. Trotzdem wird argumentiert, dass ein zweites Rad eine Bedrohung darstellen könnte. Wo ist die Verhältnismäßigkeit, wo sind die Ziele?

 

Was ärgert Sie den am meisten?

Griebl: Die Landesregierung muss sich fragen lassen, warum sie den windgünstigsten Standort links liegenlässt. Ich korrespondiere mit den Behörden, muss aber ein Jahr auf eine Stellungnahme warten. Wenn man die Schlagzeilen liest, sei der Hauptgrund für Kretschmann, noch mal anzutreten, weil es auf die nächsten zehn Jahre ankommt.

Matthias Griebl: Wenn eine Stellungnahme acht Monate braucht, dann müssen wir nicht mehr darüber nachdenken, was wir in zehn Jahren erreichen können, was den Klimawandel stoppen könnte.

 

Es ist ja einiges schief gelaufen über die Jahre. Warum sieht man bei uns im Süden nicht mehr Photovoltaikanlagen, gerade bei neuen Bauvorhaben?

Griebl: Chinesen sind Weltmeister in Solar und Windkraft, bauen mehr in einem Jahr als Deutschland in zehn Jahren.

Deutschland war Marktführer, Goldwind in China war ein Joint Venture der Uni Saarbrücken. Die Lizenzen hat China übernommen, die deutsche Wirtschaftspolitik zieht nicht mit. Einerseits wird gefördert, die Entwicklung wird bezahlt, dann kommt eine Vollbremsung und andere profitieren. Man hat die eigene Industrie, tausende von Arbeitsplätzen kaputt gemacht in der regenerativen Energie und Geld verschwendet.

 

Aber Kohle wird diskutiert.

Griebl: Ja, nur ist das keine Industrie für die Zukunft. Das ist Fatal für die Wirtschaft, für die zukünftige Wirtschaft in Deutschland und den Umweltschutz.

 

Was ist für Sie vernünftige, nachhaltige Energie-/Klimapolitik? Was gehört dazu? Und wer gehört dazu?

Griebl: Wir brauchen keine großen Leitungen von der Nordsee, wenn man Standorte hat vor Ort. Und dann sollte man die auch nutzen. Unsere Windmühle steht seit 30 Jahren und kann sehr schnell wieder abgebaut werden. Atommeiler kann man nicht so schnell beseitigen, und wenn damit ein Unglück passiert, sind Menschen betroffen.

 

Haben wir keine kreativen Ingenieure und Techniker mehr, die Lust auf Entwicklungen haben?

Griebl: Die Uni in Saarbrücken hat keine Möglichkeit, aus der Uni heraus ein mittelständisches Unternehmen zu führen. Und von der Regierung kommt keine Unterstützung. In China geht das – weil der Wille da war.

 

Wie sieht für Sie die Situation jetzt aus?

Griebl: Ich habe selbst vor über 20 Jahren investiert und größere Anlagen gebaut. Aber mir wurde vom Staat ein Festpreis garantiert für 20 Jahre, jetzt bekomme ich kein Geld mehr oder nur wenig – was den Betrieb nicht finanziert. Die Anlagen werden abgebaut, statt dass man sich etwas Einfall lässt, um einigermaßen guten Strompreis zu bezahlen. Vor 20 Jahren habe ich 50 Cent bekommen jetzt sind es zwei bis drei. Selbst müssen Sie aber 30 oder 40 Cent bezahlen.

 

Machen Sie denn weiter?

Griebl: Wir haben beim Landratsamt für die Erweiterung Anträge gestellt. Allerdings sind wir noch nicht im offiziellen Genehmigungsverfahren.

Wie sieht so ein Genehmigungsverfahren denn aus?

Griebl: Die Behörden und Antragsteller müssen sich abstimmen, Gutachten mitbringen, Artenschutzuntersuchung. Das dauert ein- eineinhalb Jahre und muss vor der Prüfung durch die Naturschutzbehörden geklärt sein. Die Forstwirtschaftliche Versuchsanstalt in Freiburg ist involviert, die hat eine sehr restriktive Einstellung. Die Beamten dort versuchen so viele Flächen wie möglich zu schützen. Da führen wir ganz schwierige Diskussionen: Wo sind Brutgebiete, wie viel Quadratmeter müssen die Räder abstandhalten ...? Diese Diskussionen sind sehr müßig.

Matthias Griebl: Da wird ein rein theoretischer Radius gezogen, aber wir sind nicht in der Lüneburger Heide, hier haben wir unebenes Gelände. Da geht es um die Frage, ob dem Auerhahn ein Dezibel mehr Lärm zumutbar ist oder nicht. 

 

Aber der Schwarzwald ist kein Naturschutzpark, da sind Wanderer, Radfahrer…

Matthias Griebl: Ja. Tausende von Menschen, die querfeldein laufen. Das macht den Auerhühnern nichts aus? Kann ich mir nicht vorstellen. Vögel umfliegen die Mühlen, die Blätter drehen sich langsam. Ich habe noch nie einen toten Vogel dort gesehen. Es wird so getan, als wenn die Hornisgrinde die ungestörte Natur ist, dabei sieht es dort aus wie im Europapark. Forstwirtschaft, Tourismus und selbst die natürlichen Feinde sind ein größeres Problem für das Auerhuhn als die Windkraft. Sagen auch die Fachleute.

 

Aber?

Matthias Griebl: Wir sind beim Bau verpflichtet, ein Baufenster einzuhalten von Juni bis Oktober, wegen des Auerhuhns. Aber wenn der Förster im Sommer einen Baum fällt, ist das kein Problem.

 

Ist also doch wieder die Politik gefragt, wenn die Behörden so starr reagieren?

Griebl: Man kann schon was mit politischem Druck erreichen, wenn es fachlich ok ist. Man muss nur die Verhältnismäßigkeit beachten. Aber Behörden machen das selten. Und die Politik will keine Verantwortung übernehmen. Wenn das Klima einmal kaputt ist, hilft das auch dem Auerhahn nichts. Fünf Jahre Grün-Schwarz, da ist nichts passiert. Jetzt soll das fortgesetzt werden. Da besteht die Gefahr, dass das so weitergeht, dem Bürger was vorgespielt wird, aber nichts passiert. Letztendlich sind die Kommunen gefragt, die Bereitschaft, Strom abzukaufen, ist von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Zwischen sechs und acht Cent sollten es schon sein, denn man hat ja auch Kosten.

 

 

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